Durchaus auch ein Kraftstoff-Thema, die Verkehrswende-Technologie E-Fuels, hat die Debatten auf dem traditionell eher von den leitungsgebundenen Energieformen dominierten Handelsblatt Energiegipfel in Berlin geprägt. Zwar betonte auch Kraftstoff-Branchenvertreter Adrian Willig, Hauptgeschäftsführer des Fuels-Verbands en2x, dass die "stärkere Elektrifizierung im Verkehr und der Ausbau der erneuerbaren Energien ein absolutes Muss ist". Doch sei auch "Fakt, dass wir allein mit direkter Elektrifizierung Deutschland in Zukunft nicht im Wettbewerb versorgen können". Man brauche auch "riesige Mengen an grünem Wasserstoff, wir brauchen alternative Kraftstoffe", so Willig. Erheblich unterschätzt würden dabei die Dimensionen, gibt er zu bedenken. Unterstützung bekam Willig auch von seiner BDEW-Amtskollegin Kerstin Andreae. "Die 'All electric society', davon höre ich nichts mehr, keine relevante Stimme sagt mehr, wir können alles durchelektrifizieren", so Andreae auf dem Berliner Podium. Wo man elektrifizieren könne, sei es gut, weil dies die effizienteste Nutzung erneuerbaren Stroms sei, doch drüber hinaus brauche man "Gas und Moleküle".
Willig wies darauf hin, dass 2022 rund 80 Prozent der verkauften PKW einen Verbrennungsmotor hatten. Auch wenn die Zahl von 15 Millionen batterieelektrischen Fahrzeugen auf deutschen Straßen erreicht werde, argumentierte er, würden noch ungefähr 30 Millionen Fahrzeuge mit klassischem Antrieb unterwegs sein. "Wir brauchen also auch Lösungen für den Bestand", für die es "Investitions- und Planungssicherheit" geben müsse. Beispielsweise sei "nicht einzusehen, warum heute ein fossiler Kraftstoff genauso hoch besteuert wird wie ein treibhausgasneutraler", kritisiert Willig. Er warb - einem Vorschlag der EU-Kommission folgend - erneut dafür, die Energiebesteuerung von Kraftstoffen an ihrer Klimawirkung auszurichten. "E-Fuels, Biofuels, erneuerbarer Wasserstoff, am Anfang einer Technologie ist das erstmal sehr teuer", so Willig.
Nicht oben auf der Agenda steht das Thema E-Fuels hingegen bei der Aral-Mutter BP Europa. Der CEO der BP-Einheit, Patrick Wendeler, wollte zwar "keinen Abgesang" auf synthetische Kraftstoffe anstimmen, er betonte auf dem Energiegipfel aber, E-Fuels seien "eine Technologie, die wir nicht unmittelbar fördern, wir konzentrieren uns derzeit auf Biokraftstoffe der zweiten und dritten Generation und auf den Auf- und Ausbau der Elektromobilität". Hintergrund sei, dass BP sich zwar als "technologieoffen" betrachte, allerdings bezogen auf "Technologien, die wirtschaftlich sind, die bezahlbar sind und die dekarbonisieren können". Bei den E-Fuels habe sich das "zumindest unseres Erachtens für den Verkehrssektor noch nicht als wirtschaftlich dargestellt, insbesondere im Vergleich zu anderen Technologien", so Wendeler.
BP Europa und seine deutsche Tankstellen-Tochter Aral setzen stattdessen im alternativen Sektor ganz auf die Elektrifizierung im Ultraschnelllade-Segment. Man habe sich "innerhalb von 24 Monaten zum größten oder, je nach Kalenderwoche, zum zweitgrößten öffentlichen Netzbetreiber bei Ultraschnellladern" entwickelt - "mit signifikantem Wachstum beim kWh-Absatz", so Wendeler. Und auch en2x-Hauptgeschäftsführer Willig kommentierte die Entwicklung bei der Elektromobilität, "unsere Branche investiert hier wie verrückt, und zwar nicht nur an Tankstellen, auch außerhalb von Tankstellen, etwa an Supermärkten, sie kooperiert auch mit Speditionen". Kritik übte Willig unterdessen an der Verkehrspolitik - insbesondere an Vorgaben und "Zielvereinbarungen", wonach bis Ende letzten Jahres 25 Prozent aller Tankstellen über mindestens einen Schnelllader zu verfügen hätten, "unabhängig davon, ob sich das rechnet", so Willig. Er warb dafür, die "eigentlichen Probleme" anzugehen: "Auf einen Trafo etwa warte ein Unternehmen zwei Jahre, so der Hauptgeschäftsführer. Hinzu kämen "unterschiedlichste Anforderungen von rund 900 Netzbetreibern" bei der Netzanbindung. Willig bekundete zudem das Interesse der en2x-Mitgliedsunternehmen, auch im kommunalen Raum mit Ladpunkten zum Zuge zu kommen. "Dazu wollen wir natürlich auch diskriminierungsfreien Zugang."