Der hannoversche Energieversorger enercity hat das vergangene Energiekrisenjahr überaus erfolgreich abgeschlossen. „In allen Kennzahlen, ob Umsatz, EBITDA oder Endergebnis, haben wir einen signifikanten Anstieg erzielt“, sagte Vorstands-Chefin Susanna Zapreva auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Das EBIT stieg um 3,2 Prozent auf 218,5 Millionen Euro, das EBITDA kletterte um 23,4 Prozent auf 408,4 Millionen Euro. Beim Umsatz verzeichnete das Unternehmen aufgrund der kriegsbedingt stark gestiegenen Energiepreise im Großhandel - aber auch wegen der gestiegenen Kundenzahl mit 8,1 Milliarden Euro - ein Plus von 61 Prozent. Bei den Investitionen wurde ebenfalls ein Rekordniveau erreicht. Mit knapp 284 Millionen Euro legte das Unternehmen hier um 66 Prozent zu.
Wie Zapreva unterstrich, habe enercity die Gas- und Stromkosten für die Kunden "niedrig" halten können. „Wir sind eines der wenigen Unternehmen, das bei den Energiepreisen unterhalb der Preisbremse liegt.“ Stolz sei das Unternehmen auch darauf, das gute Ergebnis trotz der geopolitisch bedingten Energieengpässe und einem damit bedingten Absatzrückgang bei Gas, Strom und Wärme realisiert zu haben. Der Stromabsatz verringerte sich Zapreva zufolge 2022 um gut 31 Prozent, der Erdgasabsatz sank um 28,7 Prozent, der Wärmeabsatz um gut 12 Prozent.
„Auch auf der Produktionsseite haben wir signifikante Verschiebungen vom Gas- in Richtung Kohleeinsatz gehabt. Die Besonderheiten der Märkte führten dabei zu einem um 30 Prozent höheren Kohleeinsatz sowie zu einem um fast 40 Prozent niedrigeren Gaseinsatz bei der Stromerzeugung“, erläuterte Zapreva.
Die Gesamtstromerzeugung des Konzerns nahm 2022 leicht um 0,6 Prozent zu, die Stromerzeugung aus Erneuerbaren kletterte um 2,3 Prozent, so dass der Anteil der Regenerativen an der Gesamtstromerzeugung leicht auf 35 Prozent stieg. Wie Zapreva kommentierte, wird das zum Jahresanfang erweiterte Windkraftportfolio der Norderland-Gruppe (das etwa 60 Windpark-Betriebsgesellschaften mit rund 160 Windturbinen umfasst und auf eine Gesamtleistung von 360 MW kommt) bereits in diesem Jahr den Erneuerbaren-Anteil auf "deutlich mehr als 50 Prozent" anheben.
Auch bei PV kommt bei enercity Schwung hinein. Das junge Geschäftsfeld schloss im vergangenen Jahr mit einem neuen Auftragsvolumen von 34 MW. Insbesondere im Geschäftskundensegment habe das Unternehmen eine Verdreifachung der Leistung gegenüber dem Vorjahr erreichen können.
Auch das Fernwärmenetz baut enercity weiter aus, so Zapreva. „In den innerstädtischen Bezirken wird das Netz stark ausgebaut und das Gasnetz zurückgebaut, mit dem Ziel, dass wir dort nur noch eine Infrastruktur für Wärme haben.“ Eine parallele Infrastruktur von Gas und Fernwärme solle dann der Vergangenheit angehören. Laut Zapreva war die Nachfrage nach Fernwärme vor dem Ukrainekrieg schleppend verlaufen, seither aber sei die Nachfrage enorm gestiegen. „Wir können uns vor Anfragen kaum noch retten.“
Ab 2027 soll die Fernwärme in Hannover zu 75 Prozent klimaneutral erzeugt werden. Um die schrittweise Stilllegung der beiden Blöcke des kohlebetriebenen Heizkraftwerks in Hannover Stöcken zu ermöglichen, wird ein Ersatzanlagen-Portfolio aufgebaut – Anlagen für Biomethan, Biomethan über Großwärmepumpen, Erdwärme und Industriewärmenutzung. „Beim Kohleausstieg liegen wir gut im Plan“, so die Unternehmens-Chefin.
Auch bei der E-Ladeinfrastruktur sieht sich enercity gut aufgestellt. In der ersten Jahreshälfte will der Energiedienstleister seinen 5.000. Ladepunkt in Deutschland in Betrieb nehmen. Vor allem in der Landeshauptstadt Hannover sei man sehr erfolgreich, wo bereits 3.000 installiert seien. Die Zahl der öffentlichen Ladepunkte habe sich hier unterdessen binnen 4 Jahren auf rund 550 verzehnfacht. „Hannover ist deshalb im bundesweiten Großstadtvergleich bei öffentlicher Ladeinfrastruktur führend“, kommentierte Zapreva.