Er gilt als finales Argument für Windkraftgegner, wenn gerade kein Rotmilan greifbar ist: Infraschall. Untersuchungen belegen nun, dass eine rund 300 km lange Autobahnfahrt mehr Infraschall erzeugt, als ein Windrad.
Für das menschliche Gehör ist er nicht wahrnehmbar, die Frequenzen von Infraschall liegen unterhalb von 20 Hertz. Dennoch berichten Betroffene von einem Pulsieren oder Druckgefühl auf dem Trommelfell oder spürbare Vibrationen, die zu einem Unsicherheitsgefühl führen. Dabei wird Infraschall nicht nur durch technische Anlagen, wie Windräder, Wärmepumpen oder Maschinen ausgelöst, auch natürliches Meeresrauschen, Sturm und Gewitter können Infraschall erzeugen.
Am Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umwelforschung (bayceer) hat nun ein Wissenschaftler Messungen vorgenommen, die Windkraftgegnern im wahrsten Sinne des Wortes den Wind aus den Segeln nehmen dürften: Eine rund 300 km lange Autobahnfahrt mit einem Turbodiesel setzt die Passagiere genauso so hohen Infraschall-Immissionen aus, wie ein 27-jähriger Aufenthalt in 300 Metern Abstand zu einem Windrad.
Bei dem für das Experiment verwendeten Ford Fokus Turnier TDCi (Dieselmotor 116PS, Baujahr 2011) kamen durch das Zusammenspiel von Auspuffanlage, Turbo und Motor hohe Infraschall-Immissionen im Bereich zwischen 3 und 8 Hertz zustande. Ohne den Turbodiesel lagen die Immissionen um den Faktor zehn niedriger, der Fahrzeughersteller hat also offenbar zugunsten der Leistungsoptimierung ein bis zu 10fach höheres Infraschallniveau in Kauf genommen, berichtet Stefan Holzheu von der Uni Bayreuth. Allerdings sei für die Fahrzeuginsassen kein Unterschied zwischen einer Fahrt mit und ohne Turbodiesel festzustellen gewesen.
Das Gesamtinfraschallniveau lag bei den gemessenen Autobahnfahrten zwischen 103,3 dB und 105,0 dB. In 300 Metern Abstand zu einem Windrad hatte das bayceer eine durchschnittliche Infraschallbelastung von 56.3dB gemessen. Da 50dB Unterschied einem Leistungsfaktor von 100.000 entsprechen, sind die Passagiere während der dreieinhalbstündigen Autobahnfahrt genauso viel Infraschallenergie ausgesetzt, wie 10.000 Tage Aufenthalt im 300 Metern Abstand zum Windrad. Dies entspricht mit umgerechnet rund 27 Jahren quasi der Betriebsdauer eines Windrades.
Das Umweltbundesamt (UBA) untersucht die Auswirkungen von Infraschall auf den menschlichen Organismus. Eine im September vorgelegte Experimentalstudie hat ergeben, dass es zu keinen unmittelbaren körperlichen Reaktionen, was etwa Blutdruck, Herzfrequenz oder Gleichgewichtswahrnehmung durch Infraschall kommt.