Heizungs-Kompromiss: "Das bedeutet auch drei Jahre Unsicherheit"

Gasag-Chef Georg Friedrichs. Bild: EID

Wenngleich noch nicht alle Details zum frisch gefundenen Heizungskompromiss in der Ampel-Koalition bekannt sind, sorgten die am Dienstag - unter Einschaltung der obersten Parteiautoritäten von FDP, Grünen und SPD - auf den letzten Drücker festgezurrten GEG-Abreden auf dem BDEW-Kongress in Berlin neben grundsätzlicher Zustimmung auch für kritische Töne. Zwar mache man nun mit der Verzahnung von Gebäudeenergiegesetz und Wärmeplanung immerhin "den ersten Schritt vor dem zweiten", war auf dem Podium mehrfach zu hören: "Wir gehen jetzt erstmal die Wärmeplanung an und treffen dann die individuellen Entscheidungen" über die Heizungsart, betonte etwa Gasag-Chef Georg Friedrichs und stieß damit ins selbe Horn wie zuvor schon BDEW-Chefin Kerstin Andreae. "Aber man muss sich auch ehrlich machen - für eine Stadt wie Berlin bedeutet das, wir warten bis 2026, vorher wird es keine Wärmeplanung für diese Stadt geben". Und das sei "schon der Best guess", so Friedrich, da müsse sich Berlin schon am Riemen reißen, um das hinzubekommen. "Das bedeutet aber drei Jahre Unsicherheit - ob ich mir sinnvollerweise eine Wärmepumpe einbaue, oder ob ich mit einem Benutzungszwang für Nah- oder Fernwärme konfrontiert werde". Mit diesen konkreten Fragen kämen die Kunden auf die Gasag zu, so Friedrichs. "Wenn man sich diese Zeitschiene anschaut und zugleich das Ziel der Klimaneutralität in den Blick nimmt, dann sind wir zu spät dran."

Friedrichs sieht aber - politikunabhängig - auch die Energieunternehmen in Pflicht. "Wir müssen eigentlich schon - und das ist der Auftrag an die Branche mit Blick auf Dinge, von denen wir wissen, sie müssen passieren, sie sind 'no regret' - schon beginnen." Zwar passiere das in den meisten Stadtwerken auch schon, "aber wir müssen das noch verstärken", so der Gasag-Chef. Beispielsweise habe man in Berlin gerade gemeinsam mit dem Senat das so genannte Wasserstoff-Startnetz vorgestellt. "Wir machen das, obwohl es den Regulierungsrahmen noch gar nicht gibt, aber wir wissen, wir brauchen das, sonst bekommen wir die Stadt nicht dekarbonisiert".

Überwiegend reagiert die Branche indes zustimmend auf die nun abgewandelten Heizungspläne. VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing etwa ließ per Statement wissen, die "geplante Verzahnung des Gebäudeenergiegesetzes mit der kommunalen Wärmeplanung" stoße "in der Branche auf große Zustimmung". Erst mit Vorliegen der Wärmeplanung verfügten Hauseigentümer über Informationen zu verfügbaren Heizoptionen und hätten Wärme- und Gasnetzbetreiber Klarheit darüber, in welchen Gebieten sie ihren Kunden "einen Anschluss an ihre Netze in Aussicht stellen können“, so Liebing.

Artikel von Dominik Heuel
Artikel von Dominik Heuel