MVV mit Rekordgewinn

Bild: MVV Energie

Trotz der coronabedingten Herausforderungen für die Energiemärkte hat der Mannheimer Energieversorger MVV im Geschäftsjahr 2020/21 einen Rekordgewinn erwirtschaftet. Offenbar zahlt sich der eingeschlagene Kurs hin zur Klimaneutralität auch wirtschaftlich aus.

„Mit unserem integrierten und auf Klimaschutz ausgerichteten Geschäftsmodell sind wir auf dem richtigen Weg“, so MVV-Chef Georg Müller auf der virtuellen Bilanzpressekonferenz am 14. Dezember. Zwischen dem 1. Oktober 2020 und dem 30. September 2021 habe man das Adjusted EBIT um 20 Prozent auf 278 Millionen Euro steigern können und dank der Mengen- und Preiseffekte aus dem Handel mit Strom und Gas mehr als 4,1 Milliarden Euro umsetzen können. Im Stromgeschäft steigerte MVV seine Absatzmenge um 21 Prozent auf 24,4 Milliarden kWh, bei der Wärmeversorgung setzte das Unternehmen mit 6,9 Milliarden kWh nun 11 Prozent mehr ab und der Gasabsatz stieg um 8 Prozent auf 27,1 Milliarden kWh.

„Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie sowie herausfordernder energiewirtschaftlicher und marktlicher Rahmenbedingungen blicken wir auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr mit dem besten Ergebnis unserer Unternehmensgeschichte zurück“, stellte Konzernchef Müller klar.

Vor allem von der Projektentwicklung über die MVV-Tochtergesellschaften juwi und Windwärts wurde der Ergebnisanstieg getragen, aber auch eine gegenüber dem Vorjahr kühlere Witterung und die hohen Preise an den Energiemärkten sowie die Vollkonsolidierung neuerworbener Unternehmen trugen dazu bei. Noch bis Frühjahr 2022 wird juwi im Norden Griechenlands einen Solarpark mit 204 MW Leistung errichten. Der größte Solarpark Südosteuropas ist zugleich das größte Solarprojekt der MVV-Tochtergesellschaft. Auch Windwärts habe das beste Ergebnis in seiner Unternehmensgeschichte erzielt, allerdings wurde das Ergebnis durch ein im Vergleich zum Vorjahr geringeren Windaufkommen getrübt. Insgesamt investierte MVV im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut mehr als 300 Millionen Euro, ein Großteil der Summe ging dabei in Projekte zur Umsetzung der Energiewende. Neben dem Ausbau von Wind- und Solarenergie zählen dazu auch Maßnahmen zur Erzeugung grüner Wärme. So nannte Müller eine neue Abfallbehandlungsanlage im schottischen Dundee als Paradebeispiel moderner Kreislaufwirtschaft innerhalb der MVV-Gruppe. In Deutschland wurde die Abfallbehandlung Leuna in das Fernwärmenetz der Stadtwerke Merseburg eingebunden, so dass dort nun 50 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs mit klima­freundlicher Energie abgedeckt werden können. In Mannheim und Offenbach wird das Unternehmen in neue Phosphor-Recycling-Anlagen investieren. Mit ihnen soll der im Klärschlamm enthaltene Phosphor zurückgewonnen werden.

Müller kündigte bei der Präsentation der MVV-Bilanz an, die Schlagzahl beim Klimaschutz noch einmal erhöhen zu wollen. Die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft bezeichnete er als eine „Schlüsselaufgabe, bei der die Energiewirtschaft als einer der großen Emittenten besonders gefordert“ sei. Mit dem „Mannheimer Modell“ will MVV seinen Beitrag für das Erreichen der globalen Aufgabe Klimaneutralität leisten. Dafür setzt das Unternehmen auf die drei Bausteine Wärmewende, Stromwende und grüne Produkte sowie Lösungen für seine Kunden. Bis 2040 will das Unternehmen klimaneutral sein und danach der Atmosphäre sogar mehr Treibhausgase entziehen, als in das System eingebracht werden. Damit wäre MVV ab 2040 eines der ersten klimapositiven Unternehmen in Deutschland. Entsprechend sollen die Abfallbehandlungs- und Biomasseanlagen zu CO2-Senken weiterentwickelt werden.

Den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung bewertet Müller grundsätzlich positiv, allerdings zeigte er sich enttäuscht, dass die neue Koalition die Rolle der Fernwärme für die schnelle und kostengünstige Dekarbonisierung von dicht besiedelten Räumen nicht ausreichend würdige. So dürften beim Ausstieg aus der Kohlenutzung moderne KWK-Steinkohlekraftwerke nicht schlechter behandelt werden als Braunkohlemeiler, betonte Müller.(kec) 

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Artikel von Kai Eckert
Artikel von Kai Eckert