Mit der Installation von Solarmodulen im Gleisbett wollen zwei Anbieter europäische Bahnstrecken für die Stromerzeugung nutzen. Sie versprechen eine schnelle Wirtschaftlichkeit und keine zusätzliche Flächenbeanspruchung.
In Europa könnte künftig die Photovoltaik auf den Strecken der Bahn stärker zum Zug kommen. So plant die Bahngesellschaft von Neuchatel, transM, in der Schweiz im kommenden Frühjahr einen Gleisabschnitt mit speziellen Solarmodulen auszurüsten. Die Technologie liefert dafür das Schweizer Startup Sun Ways aus Ecublens bei Lausanne. Die gemeinsam mit Schweizer Forschungseinrichtungen entwickelten Solarmodulsysteme werden dabei wie ein Teppich im Gleisbett ausgerollt, teilte Sun Ways mit. Damit werde die Schweiz womöglich das erste Land, das Solarmodule zum Ausrollen auf Gleisen der Bahn einsetze.
Bei dieser Innovation werde eine Fläche genutzt, die ansonsten nicht auszubeuten sei, sagt Sun Ways CEO Baptiste Danichert. Sie befinde sich zwischen den beiden Gleisen des Schienenwegs, wo die abnehmbaren Solarmodule platziert werden könnten. Und zwar ohne den Bahnverkehr und notwendige Wartungstätigkeiten an den Gleisen zu stören.
Insgesamt zehn Schweizer Unternehmen sind an dem Projekt beteiligt und investieren dafür umgerechnet rund 400.000 Euro. Die Stromgestehungskosten sollen bei rund 10 Eurocent je Kilowattstunde liegen. „Die exakten Kosten wollen wir während des Projektes ermitteln“, sagt Danichert. Die Strecke soll zunächst 100 Meter lang werden und 50 Module umfassen. Deren Kapazität stehe noch nicht fest. Die Partner wollen zudem den Solarstrom ins örtliche Netz einspeisen. Das sei auch für die Zukunft und längere Strecken so geplant. Das Schweizer Institut CSEM werde die Solarmodule ferner während des Praxistests auf ihre Widerstandsfähigkeit hin analysieren.
Letztlich hänge die Wirtschaftlichkeit für Sun Ways an der Frage, wie schnell die Module ausgerollt werden könnten. „Unser Ziel ist, ein Kilometer pro Stunde zu schaffen“, so Danichert. Auf zehn Kilometern Gleislänge könnte eine Leistung von zwei Megawatt entstehen. Damit sei jährlich die Produktion von zwei Gigawattstunden Solarstrom möglich, rechnet er vor. Das Investitionsvolumen für zehn Kilometer beziffert er auf rund 2,6 Millionen Euro. Insgesamt sei in der Schweiz auf den existierenden 7.000 Kilometern Bahnlänge eine Solarstromproduktion von einer Terrawattstunde pro Jahr denkbar.
Zur Installation würden die Modulelemente in der Fertigung vormontiert und auf einen Spezialzug verladen. Dieser rolle sie dann im Gleisbett aus. Die Wartung der Module können Spezialzüge übernehmen, die die Module auch waschen. Zudem ließen sich die Module bei Wartungsarbeiten auch wieder aufrollen, temporär entfernen und im Anschluss wieder verlegen.
Auch die britische Bankset Energy ist mit speziellen Solarmodulen für Bahntrassen „Sun Rails“ unterwegs. „Wir haben mit der Deutschen Bahn verschiedene Strecken ausgerüstet“, sagt Unternehmensvertreter Marc Isoti. Mehr als dass sich diese in Sachsen befinden, will er „aus Sicherheitsgründen“ aber nicht verraten. Die Module stammen dafür aus Deutschland und China. Anders als bei Sun Ways werden diese aber nicht ausgerollt, sondern sind fix im Gleisbett installiert. Dafür ist die Leistung der Technologie pro Strecke höher: Isoti gibt sie mit 1 MW pro Kilometer an. Die Stromgestehungskosten lägen bei drei Cent je kWh. Die Reinigung der Module erfolge mit Spezialreinigungszügen.