„Es ist ein überraschendes Ergebnis unserer Studie, dass 98 Prozent der befragten Nutzer von Elektroautos erklärt haben, sie würden auf jeden Fall wieder ein solches Auto kaufen.“ Das kam selbst für Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, unerwartet, kommentierte sie mit Blick auf die von ihrem Verband erhobene repräsentative Umfrage unter rund 1.300 Nutzern von Elektroautos, die durchschnittlich seit 3 Jahren elektromobil unterwegs sind.
Als Gründe für ihren damaligen Kauf nannten die Befragten vor allem die Aspekte Fahrerlebnis (81 Prozent), gefolgt von Klimaschutz (80), Tankkosten (78), innovative Technik (77) und staatliche Förderung (46). Auch wurde analysiert, wie nahe Erwartung und Realität über den Zeitraum hinweg korrespondieren. So gaben 73 Prozent an, dass sie beim Kauf ihres Stromers noch Bedenken hinsichtlich der Reichweite gehabt hätten. Nun, so die Analyse, sei bei lediglich einem Prozent der Befragten diese Sorge noch existent, und das, obwohl die durchschnittlichen jährlichen Fahrleistungen der Befragten mit einem E-Auto über denen mit Verbrennerfahrzeugen lagen. „Die Reichweitenangst lässt sich in der Realität also nicht mehr abbilden“, zeigt sich Andreae erfreut. Was heute aber als Kritikpunkte genannt werde, seien die langen Lieferzeiten (79 Prozent) und die hohen Anschaffungskosten (33).
Bei der Ladeinfrastruktur ist mittlerweile Zufriedenheit eingekehrt. Hier sei eine positive Dynamik zu sehen. Drei Viertel aller Befragten befänden, dass sich das öffentliche Laden deutlich verbessert habe, so Andreae. „Die Ergebnisse stimmen sehr positiv, denn das privatwirtschaftlich ausgebaute Ladeangebot ist deutlich besser als sein Ruf, und der Trend geht weiter.“ Klar sei aber auch, dass es hier noch Luft nach oben gebe. „Elektromobilität braucht Umgewöhnung, es ist nicht allein ein anderes Auto, es ist ein anderes, ein lernendes System.“
„Die Umfrage zeigt, dass die E-Mobilität aus Sicht der heutigen Nutzer funktioniert und im Alltag der Menschen angekommen ist. Für unsere Unternehmen ist das eine wichtige Botschaft, weil sie massiv in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investieren“, so die BDEW-Chefin. Die Politik müsse diesen Markt klug flankieren. Kritisch merkt Andreae an, dass mit dem neuen Masterplan der Bundesregierung zu sehr auf Regulierung und staatliche Planung gesetzt werde. Aus Sicht des BDEW wäre wichtig, noch an einigen Schrauben zu drehen, etwa bei der Bereitstellung von Flächen, der Vereinfachung bei den Förderprogrammen und schnelleren Genehmigungsverfahren.
Dass Nutzer von Elektroautos eine positive Resonanz liefern, das hängt nach Einschätzung von Timo Sillober, Leiter der Geschäftseinheit Products, Digital, Sales & Marketing beim Energiekonzern EnBW, auch damit zusammen, dass sich das Hochgeschwindigkeitsladen hierzulande deutlich entwickelt habe. Die zunehmende Bedeutung von den schnellen Ladesystemen mit 150 kW und mehr steigere den Alltagsnutzen der Elektromobilität massiv. Noch vor 4 Jahren, als man angefangen habe, die Autobahnen mit Schnellladern auszustatten, seien 50 kW der schnelle Standard gewesen. Heute seien es 300, im kommenden Jahr dann durchweg 400 kW.
Sillober geht davon aus, dass mit den ins Auge gefassten 15 Millionen Stromern im Jahr 2030 eine bessere flächendeckende Infrastruktur an High Performance Charger (HPC) benötigt wird als bis dato geplant, „die auch ein deutlich besseres Kundenerlebnis liefert“. Derzeit würden hierzulande etwa 9.000 HPC-Ladepunkte existieren. „Das Hochgeschwindigkeitssystem, das wir in Deutschland haben, ist in Europa zwar führend“, so Sillober, „aber wir dürfen den weiteren Hochlauf nicht durch gut gemeinte Regulierung bremsen.“ Derzeit stelle sich die Flächenverfügbarkeit besonders in städtischen Räumen oft als Problem dar. Kopfschmerzen bereiteten auch die Genehmigungsprozesse, und es hapere noch bei der Standardisierung, bei einhelligen Anschlussbedingungen und einheitlichen Hardwarevoraussetzungen.