Eine Studie des Landesverbands Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) zeigt, dass mit der neuesten Generation von Windanlagen die Klimaziele schneller zu erreichen und der Windzubau geringer ausfallen könnte, als bislang prognostiziert.
Nach den katastrophalen Regenfällen und Überschwemmungen in weiten Teilen Deutschlands hat die Diskussion um schnellere Klimaschutz-Maßnahmen wieder an Fahrt aufgenommen. Neben einem vorzeitigen Ausstieg aus der Kohleverstromung wird auch ein gesteigerter Windausbau ins Gespräch gebracht.
Um die Klimaschutz-Maßnahmen zu forcieren, sei ein deutliches Plus bei der Windstromerezugung unverzichtbar, meint Reiner Priggen, Vorsitzender des LEE NRW. „Dieses Plus bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass wir unglaublich viele neue Windenergieanlagen benötigen“, so Priggen.
Er verweist auf die Ergebnisse einer LEE-Studie über die energiewirtschaftlichen Auswirkungen der neuen Generation von Windturbinen. Danach können diese neuen Anlagen mit einer Leistung von 5 bis 7 MW auch an einem mittleren Binnenlandstandort gut zehn Mal so viel Strom zu erzeugen wie ihre Vorgängermodelle zur Jahrtausendwende. Mit dieser neuen Anlagen-Generation könnten den Berechnungen zufolge im Jahr 2040 bundesweit rund 700 Milliarden kWh Strom erzeugt werden. Gemeinsam mit Offshore-Wind, Photovoltaik und anderen regenerativen Erzeugungsformen wäre das den Angaben des LEE zufolge völlig ausreichend, um 100 Prozent des deutschen Energieverbrauches inklusive Wärme und Verkehr regenerativ zu erzeugen. Aktuell liegt der deutsche Strombedarf bei rund 530 Milliarden kWh, dieser wird allerdings durch die verstärkte elektrische Wärmeerzeugung, durch Elektromobilität und durch die Erzeugung von sogenanntem Grünen Wasserstoff für die Industrie steigen. Dennoch seien 100 Prozent erneuerbare Energien bis 2040 unter Einsatz der heute schon etablierten Technologien realisierbar.
Dazu müssten alle Bundesländer zwei Prozent ihrer Landesfläche für die Windenergienutzung ausweisen, was erste Bundesländer wie Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein (und demnächst auch Niedersachsen) bereits getan haben.
„Wir bräuchten dann in ganz Deutschland für Windenergieanlagen nur 35.000 Standorte, das sind lediglich 20 Prozent mehr als heute“, sagt Priggen und verweist auf die Vorteile der modernen Windkrafttechnologie. Niemand müsse daher Befürchtungen um eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes oder vor Flächenfraß haben. Es liege, so der LEE NRW-Vorsitzende, an der Politik, die Chancen der neuen Generation von Windenergieanlagen zu nutzen: „Alle Bundesländer sind gefordert, schnell mehr Flächen auszuweisen und die Genehmigungsverfahren zu vereinfachen.“
Allerdings reiche es nicht mehr aus, allein „mehr Tempo“ für den Klimaschutz anzukündigen. „Es ist nicht länger hinnehmbar, dass zwischen der Planung und der Inbetriebnahme eines Windparks mitunter zehn Jahre Zeit verstreichen“, mahnt der LEE-Vorsitzende.