Deutsche Batteriebranche: Erstmalig mehr aus Europa importiert als aus Asien

Bild: ZVEI

Bei einem Gasembargo müsste die immer stärker wachsende deutsche Batterieindustrie „innerhalb von einem bis zwei Tagen ihre Produktion stoppen“, kommentierte der ZVEI-Fachverbandsvorsitzende Batterie, Christian Rosenkranz, auf einer digitalen Pressekonferenz. Die Branche sei bei der Fertigung von Bleiakkus für den Schmelzguss und bei Lithium-Ionen-Akkus für Trocknungsprozesse auf Erdgas angewiesen. Ohne Gas könne man kurzfristig auch nicht mehr die kritische Infrastruktur mit Speichern beliefern. Zwar gebe es prinzipiell auch Alternativen zu Gas, aber eben nicht sofort. „Für eine Umstellung bräuchten wir Zeit. Aber ein solcher Schritt müsste auch mit der Wettbewerbsfähigkeit im Einklang stehen.“

Trotz der Corona-Pandemie zeigt die Wachstumskurve im deutschen Batteriemarkt steil nach oben. Im vergangenen Jahr ist der Markt nach Angaben von Christian Eckert, ZVEI-Fachverbandsgeschäftsführer Batterien, um satte 54 Prozent auf knapp 9,3 Milliarden Euro gestiegen.

Wachstumstreiber seien dabei (wie im Vorjahr schon) Lithium-Ionen-Batterien gewesen mit einem Anstieg um 77 Prozent auf 5,35 Milliarden Euro. Das Marktvolumen bei dieser Technologie sei unter anderem auf die hohe Zahl der Importe von Batteriezellen nach Deutschland zurückzuführen. Erstmalig wurden Eckert zufolge im vergangenen Jahr dabei mehr Lithium-Ionen-Akkus aus europäischen Staaten importiert als aus Asien. Der asiatische Anteil sank von 51 auf nun 42 Prozent. Die größten Lieferländer in der Lithium-Technologie waren Polen mit einem Importvolumen von 3,3 Milliarden und China mit 2,5 Milliarden Euro. Ebenfalls gestiegen, und zwar um 30 Prozent auf über eine Milliarde Euro, ist der Markt für Bleibatterien.

Entwicklung der deutschen Batterie-Importe. Bild: ZVEI

Kräftig nach oben ging auch die Batterieproduktion in Deutschland. Hier verzeichnete der Verband über sämtliche Batterietypen hinweg mit 5,7 Milliarden Euro ein Plus von 53 Prozent. Der größte Sprung stellte sich bei Lithium-Ionen-Batterien ein. Hier stieg der Wert fast um das Vierfache auf 1,74 Milliarden Euro. Die deutschen Hersteller, so Eckert, stünden jetzt für rund ein Drittel der europäischen Umsätze im Batteriesektor.

Die Exporte lagen 2021 bei 7,3 Milliarden Euro, 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mehr als zwei Drittel gingen in europäische Länder. Etwa 16 Prozent entfielen auf Asien und rund 10 Prozent auf Amerika. Bei den Lithium-Akkus umfassten die Exporte 4,83 Milliarden Euro, ein Plus von 61 Prozent.

Durch den nun anstehenden starken Markthochlauf in der Elektromobilität werde dieses Feld wohl auf absehbare Zeit das größte Marktsegment für die Batteriebranche darstellen, kommentierte der Verbandsvorsitzende Rosenkranz. Aber auch für den Gebäudesektor rechne man mit einer steigenden Nachfrage nach Energiespeichern. Die Produktionskapazitäten seien in Europa prinzipiell ausreichend. Ein Fragezeichen sei aber bei der Versorgung mit Rohstoffen zu machen. Bei Lithium gehe es eher um ausreichende Förderquoten, ein richtiger Engpass könne aber bei Nickel eintreten. Russland ist bei diesem Metall nach Indonesien und den Philippinen die Nummer 3 in der Rangliste der größten Förderländer.

Wachstums-Entwicklung des deutschen Batteriemarktes. Bild: ZVEI
Netze & Speicher
Artikel von Klaus Lockschen
Artikel von Klaus Lockschen