Elektromobilität ist weltweit auf dem Vormarsch

Bild: A. Krebs/Pixabay

Eine umfassende Analyse zur weltweiten Entwicklung der Elektromobilität hat die Internationale Energie-Agentur (IEA) vorgelegt. Neben einer detaillierten Bestandsaufnahme gibt die Analyse auch einen Ausblick bis 2030.

Trotz Corona-Pandemie stellt die IEA in ihrem Global EV Outlook 2021 eine starke Dynamik bei der Elektromobilität fest. Die Zulassungen von Fahrzeugen mit Elektroantrieb stiegen 2020 weltweit um 41 Prozent – und dies trotz eines Rückgangs der globalen Verkaufszahlen von Fahrzeugen um 16 Prozent im Vergleich zu 2019. Etwa 3 Millionen Elektrofahrzeuge wurden 2020 weltweit verkauft. Das entspricht 4,6 Prozent aller Neuzulassungen. Damit hat sich die Zahl an Elektrofahrzeugen auf den Straßen der Welt bis Ende 2020 auf rund 10 Millionen erhöht, ein Anstieg um 43 Prozent gegenüber 2019, und erreicht damit 1 Prozent des gesamten Fahrzeugbestandes. Bei zwei Drittel der Neuzulassungen und des Bestandes an Elektrofahrzeugen handelt es sich um batterieelektrische Fahrzeuge (BEV). Die Zulassungen von elektrisch betriebenen Bussen und Lkw haben auf den größeren Märkten ebenfalls zugenommen, und zwar auf 600.000 bzw. 31.000.

In seiner Analyse hebt die IEA drei Faktoren für den positiven Trend hervor:

  • Die regulatorischen Rahmenbedingungen: Verstärkung der Politiken bezüglich CO2-Emissionsstandards und Vorgaben zu Zero-emission vehicles (ZEV). Ende 2020 hatten mehr als 20 Staaten Verbote des Verkaufs konventioneller Fahrzeuge oder die Vorgabe, dass Neuzulassungen nur noch für ZEV erfolgen sollen, angekündigt.
  • Schaffung zusätzlicher oder die Verlängerung bestehender Kaufanreize für Elektrofahrzeuge.
  • Vermehrtes Angebot an Elektrofahrzeug-Modellen und fortgesetzte Entwicklung bei der Senkung der Batteriekosten. Von den 20 weltweit größten Herstellern kündigten 18 eine Ausweitung ihrer EV-Flotte an. Und vier größere Lkw-Hersteller bekannten sich zu einer all-electric-future.

Die Ausgaben der Verbraucher für den Kauf von Elektrofahrzeugen erhöhten sich 2020 auf weltweit 120 Milliarden US-Dollar. Die Regierungen rund um die Welt verstärkten die Unterstützung für den Kauf entsprechender Modelle um 25 Prozent gegenüber 2019 auf 14 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020. Dies geschah vor allem in Europa.

Im ersten Quartal 2021 legte der Verkauf an Elektrofahrzeugen im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode um 140 Prozent zu. Treiber waren vor allem etwa 500.000 Neuzulassungen in China und rund 450.000 in Europa. In den USA wurde mehr als eine Verdoppelung verzeichnet, allerdings bezogen auf ein vergleichsweise niedriges Ausgangsniveau im 1. Quartal 2020.

Für 2030 rechnet die IEA in ihrem Stated Policy Scenario, der zentralen Projektion der Organisation, mit weltweit 145 Millionen Elektrofahrzeugen entsprechend 7 Prozent des gesamten Fahrzeugbestandes. Bei Verstärkung der Anstrengungen zum Klimaschutz durch die Regierungen könnte die globale Elektrofahrzeug-Flotte 2030 mit 230 Millionen einen Anteil von 12 Prozent des Bestandes erreichen – so das Ergebnis des normativen Sustainable Development Scenarios (SDS), das unter anderem eine Einhaltung der Zielvorgabe des Pariser Klimaübereinkommens unterstellt.

Weltgrößte E-Flotte in China

Differenziert nach Weltregionen stellt sich der Status laut der IEA-Studie wie folgt dar: China verfügte 2020 mit 4,5 Millionen Elektrofahrzeugen über die größte Flotte, gefolgt von Europa mit 3,2 Millionen. Von den 3 Millionen im Jahr 2020 neu zugelassenen Elektrofahrzeugen entfielen rund 1,4 Millionen auf Europa. Damit stand Europa bei den Neuzulassungen erstmals auf Rang 1 – gefolgt von China mit 1,2 Millionen und USA mit 295.000 Elektrofahrzeugen. In Deutschland, dem größten europäischen Markt, wurden 2020 insgesamt 394.632 Pkw mit Elektroantrieb neu zugelassen, darunter 200.469 Plug-in-Hybride. In Frankreich waren es 185.000 und in Großbritannien 176.000. In Norwegen erzielten Elektrofahrzeuge mit einem Anteil von 75 Prozent an den Neuzulassungen einen neuen Rekord. Der Anteil von Elektrofahrzeugen an den gesamten Verkaufszahlen überstieg in Island 50 Prozent, in Schweden 30 Prozent und erreichte in den Niederlanden 25 Prozent.

In Europa entfielen 54 Prozent der Zulassungen mit Elektroantrieb auf batterieelektrische Fahrzeuge (BEV); sie überstiegen damit den Anteil von Plug-in-Hybriden. Der Anteil der BEV war besonders hoch in den Niederlanden (82 Prozent), Norwegen (73 Prozent), Großbritannien (62 Prozent) und Frankreich (60 Prozent). In China hielten BEV einen Anteil von 80 Prozent an den Neuzulassungen elektrisch betriebener Pkw. In den USA waren es etwa 78 Prozent. In den USA war die Zahl der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen 2020 auf 295.000 zurückgegangen, gegenüber 327.000 im Jahr 2019. Die gewährten staatlichen Steuervergünstigungen für Tesla und General Motors, auf die der größte Teil der Neuzulassungen an Elektrofahrzeugen in den USA entfällt, waren 2020 reduziert worden. In Japan, wo der gesamte Neuwagenmarkt 2020 – ebenso wie in den USA – um rund ein Viertel geschrumpft war, wurden 2020 nur 29.000 Neuzulassungen an Elektrofahrzeugen entsprechend einem Anteil von 0,6 Prozent registriert.

Weltweit waren 2020 etwa 370 Elektrofahrzeug-Modelle verfügbar, ein Anstieg um 40 Prozent gegenüber 2019. Die durchschnittliche Reichweite der Batterien von Neufahrzeugen erreichte 2020 etwa 350 Kilometer gegenüber erst 200 Kilometer im Jahr 2015. Die durchschnittliche elektrische Reichweite von Plug-in-Hybriden blieb mit rund 50 Kilometer weitgehend konstant über die letzten Jahre.

Ausbau von Ladeinfrastruktur und der Batterieproduktion

Die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien belief sich 2020 weltweit auf 160 GWh. In Europa überstieg die Nachfrage das auf dem Kontinent verfügbare Angebot. Die größten Batterie-Produktionsstätten in Europa befinden sich nach Angaben der IEA in Polen und in Ungarn. Die Produktionskapazität in Europa könnte von gegenwärtig etwa 35 GWh pro Jahr bis 2025 auf 400 GWh ansteigen. Mit der European Battery Alliance soll eine wettbewerbsfähige und innovative Fertigung vor Ort gefördert werden. Anfang 2021 genehmigte die Europäische Kommission ein Unterstützungspaket in Höhe von 2,9 Milliarden Euro für ein europaweites Forschungs- und Innovationsprojekt entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Batterien – insbesondere in Bezug auf Rohstoffe und fortschrittliche Materialien, Batteriezellen und -systeme, Recycling und Nachhaltigkeit. Das Projekt mit dem Namen European Battery Innovation wird bis 2028 Unterstützung in 12 Ländern gewähren.

Die öffentlich zugänglichen Ladestationen stiegen 2020 auf weltweit 1,3 Millionen. Davon entfielen etwa 30 Prozent auf fast chargers, die eine Leistung von mehr als 22 kW aufweisen. Von diesen öffentlich zugänglichen fast chargers waren 2020 rund 310.000 in China und 38.000 in Europa, darunter 7.500 in Deutschland, installiert. In den USA waren es 17.000.

Einfluss auf Stromverbrauch und zur CO2-Emissionsminderung

Der Anteil der Elektrofahrzeuge am gesamten Endenergieverbrauch an Strom könnte nach den Berechnungen der IEA von unter 1 Prozent heute – je nach Szenario – auf den wichtigsten Märkten, wie China, Europa, USA, Japan, Korea und Indien, bis 2030 auf 2 bis 5 Prozent ansteigen. Damit würden durch die elektrische Fahrzeugflotte 2030 im Stated Policy Scenario über 2 mb/d und im Sustainable Development Scenario etwa 3,5 mb/d an Diesel und Benzin ersetzt – gegenüber etwa 0,5 mb/d im Jahr 2020. Zum Vergleich: Der Ölverbrauch Deutschlands betrug in den letzten Jahren über alle Sektoren etwa 2 mb/d pro Jahr.

Nach den Modellrechnungen der IEA belaufen sich im Stated Policy Scenario die Treibhausgas-Emissionen der globalen Elektrofahrzeug-Flotte im Jahr 2030 auf 230 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent gegenüber 350 Millionen Tonnen CO2 für den Vergleichsfall, dass die Fahrzeuge mit klassischen Verbrennungsmotoren betrieben werden. Das entspricht einer Netto-Ersparnis von 120 Millionen Tonnen CO2. Im Sustainable Development Scenario werden die Treibhausgas-Emissionen für die Elektrofahrzeug-Flotte auf 210 Millionen Tonnen CO2 veranschlagt – niedriger deswegen, weil in diesem Szenario eine deutlich geringere CO2-Exposition der Stromerzeugung unterstellt ist. In diesem Fall käme es nach den Kalkulationen der IEA im Jahr 2030 zu einer Nettoersparnis an Treibhausgas-Emissionen von 410 Millionen Tonnen CO2. Zum Vergleich: Die gesamten Treibhausgas-Emissionen der Bundesrepublik Deutschland betrugen 2020 knapp 740 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent.

Mobilität & Alternative Antriebe
Artikel von Hans-Wilhelm Schiffer
Artikel von Hans-Wilhelm Schiffer