Die energieintensiven Wirtschaftszweige Stahl- und Aluminiumindustrie leiden besonders stark unter den hohen Energiekosten und der schwachen Konjunktur. Das stellen der Branchenverband Aluminium Deutschland (AD) und die Wirtschaftsvereinigung Stahl unabhängig voneinander fest. In der Aluminiumindustrie brach die Primärerzeugung nach einem Minus von 30 Prozent im Jahr 2022 im vorigen Jahr um weitere 45 Prozent auf 189.000 Tonnen ein. Dabei war Deutschland nach Verbandsangaben 2021 noch der größte Primäraluminiumproduzent in der Europäischen Union.
In der Stahlindustrie hielt der seit Anfang 2022 dauernde Negativtrend an, und die Produktion fiel im vergangenen Jahr auf ein „historisch niedriges Niveau“ zurück, stellte die Wirtschaftsvereinigung fest. Während die Rohstahlerzeugung insgesamt um 3,9 Prozent auf 35,4 Millionen Tonnen zurückging, schrumpfte die Elektrostahlerzeugung um fast 11 Prozent auf 9,8 Millionen Tonnen.
„Die Jahresbilanz der Stahlproduktion in Deutschland zeigt deutlich, dass die Lage für die Stahlindustrie – und insbesondere die Elektrostahlroute – sehr ernst ist. Hier besteht nach wie vor dringender politischer Handlungsbedarf: Ganz akut bei den noch immer nicht wettbewerbsfähigen Stromkosten, die mit den seit Jahresbeginn verdoppelten Übertragungsnetzentgelten so hoch sind wie nie zuvor“, erklärte Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl.
Für die Aluminiumindustrie stellte Verbandspräsident Rob van Gils fest: „Das Jahr 2023 hat sehr deutlich gezeigt: Die Energiewende-Strategie in ihrer bisherigen Form funktioniert nicht“. Überregulierung, massive Bürokratie und fehlendes Verständnis für die Bedeutung der Industrie beschädigten die Akzeptanz für die Notwendigkeit einer klugen Klimaschutzpolitik. Die Unternehmen hätten sich durch die sehr angespannte Situation auf dem deutschen Strommarkt zu drastischen Maßnahmen gezwungen gesehen. Eine der verbleibenden vier deutschen Aluminiumhütten wurde zum Jahresende 2023 stillgelegt.
Auch im weiterverarbeitenden Aluminiumhalbzeug-Bereich mussten die Unternehmen deutliche Rückgänge hinnehmen. Mit 2,33 Millionen Tonnen (minus 9 Prozent) fiel das Produktionsvolumen auf das geringste Niveau seit der Finanzkrise 2009 zurück.