Die Unternehmensgruppe Adolf Präg GmbH & Co. KG setzt als mittelständischer Energiehändler auf einen breiten Markenmix und Innovationen. In seiner 116-jährigen Unternehmensgeschichte war das Unternehmen oftmals Vorreiter und fühlt sich so auch für den Wandel im Tankstellenmarkt gewappnet.
Frühzeitig Konsum- und Energietrends zu erkennen und auf die eigenen Geschäftsmodelle zu adaptieren, das ist das Erfolgsgeheimnis der Unternehmensgruppe Adolf Präg. Als mittelständischer Energiedienstleister agiert das Unternehmen von seinem Hauptsitz in Kempten im Allgäu aus in Süd- und Ostdeutschland und hat sich in seiner traditionsreichen Geschichte mit der Energiewelt stetig weiterentwickelt. „Unser grundsätzlicher Fokus auf das Thema Energie, vor allem die verlässliche Bereitstellung von Energie für Mobilität, für das Heizen und für die Industrie, war schon immer die Konstante unseres Handelns“, erklärt Geschäftsführer Klaus-Rüdiger Bischoff im Gespräch mit dem EID.
„Zu unseren Stärken als Mittelständler gehört, dass wir flexibel auf einen sich schnell wandelnden Markt reagieren können“, betont Bischoff. Und dies zieht sich auch durch die Unternehmensgeschichte: Ursprünglich als Warenagentur für Leuchtpetroleum und Spezialschmierstoffe von Adolf Präg 1904 in Augsburg gegründet, lieferte das Unternehmen zunächst Zylinder-, Maschinen- und Vaselineöle an die Textilindustrie und den damals aufstrebenden Maschinenbau und expandierte wenige Jahre später mit einer Niederlassung in Kempten über Bayrisch-Schwaben hinaus bis ins Allgäu.
Dorthin verlagerte das Unternehmen in den 1930er Jahren auch seine Verwaltung und letztlich 1956 auch seinen Hauptsitz. Zu Zeiten des Wirtschaftswunders betrieb das Unternehmen damals rund 120 DEA-Tankstellen in der Region und stieg in den Heizölhandel ein. Aufgrund des großen Erfolges mussten die Tanklager in Kempten, Krumbach und Augsburg vergrößert und eigene Tanklastwagen angeschafft werden. Schnell wurde Präg dadurch zum Marktführer im Allgäu.
Ein weiterer Meilenstein, nicht nur für Präg, sondern für die gesamte Tankstellen-Branche, erfolgte im Jahr 1972. In Lagerlechfeld bei Augsburg eröffnete das Unternehmen die erste Texaco-Station mit Selbstbedienung in Europa. Dieser Meilenstein erwies sich als wichtiger Erfolgsbaustein für Präg. Aufgrund des deutlichen Umsatzanstiegs konnte das Unternehmen schnell expandieren und wurde innerhalb kürzester Zeit der umsatzstärkste Texaco-Händler in Deutschland. Nach der deutschen Wiedervereinigung expandiert das Unternehmen auch nach Ostdeutschland.
Auch künftig will Präg seine Tankstellen so weiterentwickeln, dass diese eine zentrale Anlaufstelle für den mobilen Menschen sind, berichtet Bischoff. „Wir setzen auf innovative Shopkonzepte, attraktive Waschangebote und machen das Tankstellengeschäft durch frühes Erkennen und Verfolgen von Trends und verändertem Konsumentenverhalten attraktiv“, sagt er und verweist auf die enge Zusammenarbeit mit dem Zahlungsdienstleister ryd pay bei der Entwicklung von mobilem kontaktlosen Bezahlen direkt an der Zapfsäule. „Hier waren wir einer der Vorreiter auf dem Tankstellenmarkt“. Inzwischen hat das Unternehmen diese Technologie an mehr als 100 seiner Tankstellen eingeführt.
In seinem Tankstellennetz mit rund 120 Stationen setzt Präg auf verschiedene Markenpartnerschaften. Überwiegen dabei die Vorteile, oder geht am Ende nicht die Eigenständigkeit und Innovationskraft der Unternehmensgruppe dadurch verloren? „Ganz im Gegenteil“, bekräftigt Bischoff: „Erst mit unserem Markenmix aus den Marken Aral, Shell und Total auf der einen Seite und unserer Eigenmarke PIN auf der anderen Seite haben wir sehr viel Flexibilität.“ Jede Seite habe ihre eigenen Schwächen und Stärken.
„Wir haben den Vorteil, jede Marke da einzusetzen, wo sie am besten funktioniert. Mit Aral, Shell und Total arbeiten wir mit Premiummarken zusammen, die über eine enorme Strahlkraft verfügen. Sie verschaffen uns auf der Kraftstoffseite viele Vorteile, da sie den Tankstellenmarkt mit ihrer Innovationskraft maßgeblich weiterentwickeln“, so Bischoff. Eine Eigenständigkeit habe sich das Unternehmen mit seiner Eigenmarke Pinoil geschaffen, die nun unter der Marke PIN verjüngt wurde. „Sie kann immer dort eingesetzt werden, wo sie standort- und wettbewerbsbedingt sinnvoll ist und ergänzt somit optimal das Markenportfolio“, erläutert er die Strategie.
Immer wieder erarbeitet die Unternehmensgruppe neue Konzepte für ihre Geschäftsbereiche und entwickelt diese weiter, um sie bei Erfolg einführen zu können.
So baut Präg gerade in Kempten mit der „Glanzarena“ eine erste eigene Indoor-Waschanlage. Sollte sie bei den Kunden ein Erfolg werden, dann sollen weitere Anlagen gebaut werden. „Wir arbeiten stetig an uns und unseren Innovationen“, sagt Bischoff und will sich so auch für die Zukunft wappnen.
Neue Geschäftsfelder dank Digitalisierung und Klimaschutz Mit der Energiewende, der Digitalisierung und der zunehmenden Bedeutung des Klimaschutzes erlebt die Branche vor allem in den letzten Jahren rasante Veränderungen, denen sie sich anpassen muss. „Auch wir wollen durch die technologieoffene Weiterentwicklung unserer ressourcen- und klimaschonenden Angebote zum Erfolg der Energiewende beitragen“, unterstreicht Bischoff. 2018 ist Präg in die E-Mobilität eingestiegen und hat das Geschäftsfeld „Smarte Energien und E-Mobilität“ aufgebaut und etabliert.
„Dieses Geschäftsfeld haben wir jüngst unter dem Dach der Präg Energiedienstleistungen GmbH & Co. KG zusammen mit den Bereichen der dezentralen Stromerzeugung und -speicherung, Energieberatung und Klimaneutralstellung von Unternehmen gebündelt“, erklärt Bischoff. Damit wappnet sich das Unternehmen für die Zukunft, denn dann wird die Bedeutung des klassischen Energiehandels aus Sicht des Unternehmens sukzessive abnehmen. „In der Energiewelt von morgen werden Themen der dezentralen, erneuerbaren Energieerzeugung und der effizienten Energienutzung einen großen Stellenwert einnehmen“, ist Bischoff überzeugt. Schon heute ist die Unternehmensgruppe an allen ihren Standorten klimaneutral.
In Sachen Klimaneutralität hat auch die Bundesregierung ambitionierte Ziele und Maßnahmen vorgelegt, mit denen nach Ende der Corona-Pandemie die Konjunktur wiederbelebt werden soll. Dies wird auch den Wandel des Energiemarktes
nochmals beschleunigen, ist sich Bischoff sicher. Er übt zugleich aber auch leise Kritik: „Wir unterstützen diese Ziele, sind allerdings der Meinung, dass die Energiewende nur gelingen kann, wenn wir technologieoffen agieren. E-Autos werden in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, der E-Antrieb wird aber unserer Meinung nach nicht die alleinige Antriebstechnologie sein. Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, werden eine weitere wichtige Rolle spielen. Gerade E-Fuels sind aus unserer Sicht ein wesentliches Element für klimaneutrale Mobilität und den Wärmemarkt – in Ergänzung zu anderen Technologien wie der batterieelektrischen E-Mobilität.“
Um im ideologischen Streit um die Mobilität der Zukunft seine Stimme zu erheben, ist Präg Mitglied der eFuel Alliance der Uniti geworden und engagiert sich in verschiedenen regionalen Interessensverbänden für Wasserstoff. Im Gespräch mit dem EID kritisiert Bischoff, dass batterieelektrische Mobilität und E-Fuels je nach Interessenlage zu Glaubensfragen gemacht werden. „Ein technologieoffener Ansatz, der auch den Einsatz synthetischer flüssiger Kraft- und Brennstoffe fördert, ist volkswirtschaftlich am effizientesten und verlässlichsten“, ist er überzeugt.
Der Allianz seien zwischenzeitlich neben Präg und anderen Mineralöl-Mittelständlern auch Automobilhersteller und -zulieferer sowie Mineralölkonzerne beigetreten.
Bei der Arbeit im Rahmen der Wasserstoff-Initiativen im süddeutschen Raum stehe die Kooperation aber noch ganz am Anfang. „Wir sammeln derzeit Informationen und sind beim Aufbau eines Netzwerks mit mittelständischen Partnern beteiligt. Das Ziel der Initiative ist, Wasserstoff regional herzustellen und zu vertreiben. Wir versuchen hier unsere Erfahrungen und Stärken als Logistiker und Tankstellennetzbetreiber einzubringen“, erläutert Bischoff das Engagement von Präg.
In der Unternehmensgruppe wird aber auch über den Energiehorizont hinausgeschaut. „Vor dem Hintergrund der immer weiter in den Fokus der Gesellschaft gerückten Klimadiskussion und der Auswirkungen der fortschreitenden Erderwärmung haben wir 2017 damit begonnen, die Struktur des Unternehmens neu auszurichten und uns breiter aufzustellen“, berichtet Bischoff. Schon in der Vergangenheit hatte Präg bereits eigene Gewerbeimmobilien erfolgreich realisiert.
„Der Schritt zur Gründung einer neuen Gesellschaft war nicht ganz überraschend“, so Bischoff. Neben dem Energiegeschäft wurde 2018 die Präg Komfortbau gegründet. Die neue Tochtergesellschaft soll hauptsächlich Wohnimmobilien entwickeln, die sich durch komfortable Zusatzangebote rund um die Versorgung der Bewohner im Alter auszeichnen. „Gerade beim altersgerechten Wohnen sehen wir einen starken Wachstumsmarkt, da die Demografie und veränderte Ansprüche der Gesellschaft neue Wohnkonzepte erfordern“, erklärt Bischoff. Die neue Gesellschaft soll aber auch Wohnanlagen für Studenten und Gewerbeimmobilien für den Einzelhandel, die Hotellerie, Büros oder Logistikzentren entwickeln.
In Bayreuth entsteht derzeit mit dem Projekt „HUGO Komfort“ eine Senioren-Wohnanlage mit einem umfangreichen Angebot an ambulanten Dienstleistungen und Serviceangeboten wie einem 24-Stunden-Notruf, Beratungs- und Informationsangeboten oder der Organisation von gemeinschaftlichen Veranstaltungen. Sollte bei den Bewohnern Pflegebedürftigkeit eintreten, können sie bei Bedarf in eine im Erdgeschoss integrierte Tagespflegeeinrichtung wechseln. In Zeiten von rückläufigen Kraftstoffabsätzen kann das durchaus ein krisensicheres Geschäftsfeld sein und zur Stabilität des Unternehmens beitragen. Für einen klassischen Energiehändler ist Präg auch hier einmal mehr Vorreiter.