Die Fernwärme als Wärmewende-Instrument mit hoher Hebelwirkung muss nach Ansicht von Agora Energiewende staatlich gestärkt und überwacht werden. Sonst verliere sie den Heizwettbewerb.
Um auch sozial schwachen Mietern eine bezahlbare Teilhabe an der Wärmewende zu ermöglichen, schlägt die Denkfabrik Agora Energiewende eine höhere und verstetigte staatliche Förderung, Entlastungen bei der Stromsteuer, eine Netzentgelt-Reform sowie die Überwachung der Versorger vor.
In einer Mitteilung zu am 18. September veröffentlichten Studie führt Agora-Direktor Simon Müller aus, der beschleunigte Ausbau der zentralen Wärmenetze bis zum nationalen Klimaneutralitätsjahr 2045 sei ein wichtiges Instrument für die Wärmewende, weil er höhere Anschlussraten sichere und damit seine eigene Wirtschaftlichkeit steigere: "Sonst entscheiden sich Verbraucherinnen und Verbraucher womöglich für andere Heizungsarten, was die Kosten für die verbleibenden Haushalte – vor allem für einkommensschwache Mieterhaushalte – ansteigen ließe", erklärte Müller.
Es sei "machbar", dass 2045 zwei Drittel aller fernwärmebeheizten Wohnungen in Deutschland klimaneutral werden. Die bisherigen Investitionen in Wärmenetze müssten dann aber auf 5 Milliarden Euro pro Jahr verdoppelt werden. Zum Vergleich: Die Bundesförderung für Effiziente Wärmenetze (BEW) schüttet 0,8 Milliarden Euro pro Jahr aus, befristet bis 2028. Auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hält das Volumen für zu gering und die Befristung für kontraproduktiv (wir berichteten).
Jährlich müssten 100.000 fernwärmebeheizte Wohnungen dekarbonisiert werden, um das Klimaneutralitätsziel zu erreichen. Im gegenwärtigen regulatorischen und finanziellen Rahmen aber drohten die Fernwärme-Endpreise bis 2045 um ein Drittel zu steigen und dann gegenüber dezentralen grünen Lösungen unattraktiv zu werden.
Im Einzelnen rät Agora Energiewende zu folgenden politischen Maßnahmen:
Agora Energiewende hat die 82-seitige Studie "Wärmenetze: klimaneutral, wirtschaftlich und bezahlbar" auf ihrer Website bereitgestellt.