Uniper für mehr als die Hälfte der Gasumlage verantwortlich

Bild: Uniper

Um seine Kundenverträge bedienen zu können, sei man „gezwungen, zu hohen Preisen Gas an den Spotmärkten zu kaufen“, umriss anlässlich der Verkündung seiner Halbjahreszahlen nochmals der stark von den Kürzungen russischer Gaslieferungen betroffene Uniper-Konzern die Folgen des Ukraine-Kriegs auf das Unternehmen. Dass die zur Abmilderung dieser Auswirkungen auf den Gasmarkt von der Politik geschaffene neue Gas-Sicherungsumlage zu Beginn des Umlagezeitraums, also ab dem 1. Oktober 2022, 2,4 Cent betragen werde, hatte bereits am vergangenen Montag der Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe (THE) bekannt gegeben. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte anlässlich der Konkretisierung der neuen Umlage, die zuvor nur in einer erwarteten Bandbreite von 1,5 bis 5 Cent/kWh angegeben worden war, kommentiert, dies sei „bei weitem kein einfacher Schritt, aber notwendig, um die Wärme- und Energieversorgung in den privaten Haushalten und der Wirtschaft aufrechtzuerhalten“

Ebenfalls bekannt geworden ist, dass es zwölf Gasimporteure sind, die insgesamt 34 Milliarden Euro zusätzliche Beschaffungskosten aufgrund fehlender russischer Gasmengen geltend gemacht haben. Die zwölf Unternehmen, die einen Ausgleich beantragt haben, sind nicht alle bekannt. Uniper gehört natürlich dazu – ebenso VNG, EWE und die österreichische OMV. Shell und RWE Supply & Trading hätten einen Ausgleich beantragen können, verzichten aber darauf. Der Kreis der Unternehmen ist deshalb schwer zu bestimmen, weil eben nicht nur deutsche Unternehmen einen Ausgleichsanspruch haben und weil in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Unternehmen direkt von Gazprom Export über eine eigene elektronische Handelsplattform (ESP) Terminmengen mit deutschen Lieferpunkten beschafft haben, die teilweise noch Lieferzeiten bis Ende 2023 haben. 

Bei der Präsentation der Uniper-Ergebnisse für das zweite Quartal 2022 sagte der Vorstandsvorsitzende des mehrheitlich in der Hand der finnischen Fortum stehenden Unternehmens, Klaus Dieter Maubach, Uniper habe mehr als die Hälfte der genannten 34 Milliarden Euro zusätzlicher Beschaffungskosten geltend gemacht. Ob Uniper diesen Betrag wirklich benötigt, hängt von der Entwicklung der Gaspreise ab sowie von der Entwicklung der zukünftigen Lieferungen durch Gazprom. Seit dem 16. Juni werden nur noch 40 Prozent der von Uniper vertraglich vereinbarten Mengen geliefert, seit dem 22. Juli sind es nur noch 20 Prozent der vertraglich vereinbarten Mengen. „Wir halten es nicht für ausgeschlossen, dass die Situation zunächst so bleibt wie sie aktuell ist“, betonte Maubach in der Telefonkonferenz mit Journalisten. Maubach unterstrich, Uniper teile die Einschätzung der Bunderegierung, die technischen Gründe seien vorgeschoben, die Reduktion der Liefermengen sei allein politisch motiviert. 

6,5 Milliarden Euro Beschaffungskosten-Verlust bis Umlagestart

Maubach gab einen Einblick in die Verluste, die durch die Kürzungen der Liefermengen bisher aufgelaufen sind. Bis zum 17. August summierten sich die Verluste auf 3,8 Milliarden Euro: „Wir verlieren pro Tag durch die zusätzlichen Beschaffungskosten bis zu 100 Millionen Euro, erläuterte er. Im Durchschnitt liegt der Verlust bei 60 Millionen Euro pro Tag. Bis Ende September muss das Unternehmen die Verluste selber tragen. Uniper kalkuliert bis zu diesem Zeitpunkt einen Gesamtverlust durch die zusätzlichen Beschaffungskosten von 6,5 Milliarden Euro. Dieser erwartete Verlust ist gut zur Hälfte für ein negatives Einkommen gemäß der internationalen IFRS-Methodik von 12,3 Milliarden Euro verantwortlich. Abschreibungen von 2,7 Milliarden Euro auf den Kredit für Nord Stream 2 und die russische Stromerzeugung sind ein zweiter wesentlicher Faktor. Eine Neubewertung von Gaspositionen aufgrund der gestiegenen Preise trägt 4,9 Milliarden Euro zu den tiefroten Zahlen bei. Dagegen steht ein positiver Effekt von 2,1 Milliarden Euro vor allem durch Steuereffekte. Eine Ergebnisprognose für 2022 wollte Maubach nicht abgeben. Die Uniper-Finanzvorständin Tiina Tuomela sagte in einer Analystenkonferenz, in der sie die Halbjahreszahlen vorstellte, auf Basis der öffentlich verfügbaren Informationen sei es ziemlich klar, dass der Verlust beim operativen Einkommen im mittleren bis hohen einstelligen Milliarden-Betrag liegen werde. Erst 2024 wird wieder ein positives Ergebnis erwartet.

Für 2024 ist erst ein kleiner Teil des Gasportfolios gehedgt. Uniper wird das Gasgeschäft komplett umbauen, um Risiken aus einer weiteren zukünftigen Kürzung der russischen Mengen abzusichern. Dies werde Auswirkungen auf die Vermarkung von Erdgas an die Kunden haben und damit auch die zukünftige Ausgestaltung der gesamten deutschen Gaswirtschaft beeinflussen, sagte Tuomela.

Artikel von Heiko Lohmann
Artikel von Heiko Lohmann